Motorsport

Ausführlicher Test: Renault Clio E-Tech Full Hybrid (2024)

Test Renault Clio E-Tech Full Hybrid (2024)

Renault Clio Hybrid: Was kann der Kleinwagen mit den drei Motoren?

Renault Clio: 2023 hat der französische Kleinwagen-Klassiker ein umfassendes Facelift erhalten.

Renault Clio: 2023 hat der französische Kleinwagen-Klassiker ein umfassendes Facelift erhalten. Hersteller

Was er ist:

Ein Klassiker unter den Kleinwagen. Den Clio baut Renault schon seit 1990, rund 16 Millionen Käufer hat er seither gefunden. Kleinwagen sind heutzutage freilich nicht mehr das, was sie einmal waren: 4,05 Meter misst die aktuelle und fünfte Clio-Generation in der Länge, angemessener erscheint da die Klassifizierung als "kleiner Kompakter".

Erst 2023 hat der Clio ein Facelift erfahren, das ihn zwar nicht grundlegend, aber doch ersichtlich zum Markanteren hin verändert hat. Zum erwachseneren Eindruck tragen unter anderem die modernisierte Front mit Voll-LED-Scheinwerfern und das aerodynamisch optimierte Heck mit klarglasbedeckten Rückleuchten und seitlichen Luftauslässen bei. Die Topausstattung heißt Esprit Alpine, eine Bezugnahme auf Renaults Sportmarke, was sich in allerlei Plaketten, Dekorelementen in satiniertem Grau sowie glanzgedrehten 17-Zoll-Alurädern manifestiert. Dem flüchtigen Betrachter schummelt sich der Clio als Dreitürer unters Auge, doch das täuscht, denn die hinteren Türgriffe haben die Designer geschickt in die C-Säule integriert. Das sieht zwar gut aus, wirkt sich auf die Handhabung aber nicht unbedingt vorteilhaft aus.

Im Mitsubishi Colt hat der Clio übrigens inzwischen einen baugleichen Klon gefunden.

Wie er eingerichtet ist:

Ganz weit weg von klapperkistig. Der Clio zählt zu den höherwertigen Vertretern seiner Gattung, und sein Innenraumkonzept ist einerseits modern genug, um jeden Anflug von Biederkeit draußen vor der Tür zu halten, andererseits aber auch ausreichend konservativ, um dem Nutzer verzweifeltes Touchen und Sliden zu ersparen. Der große Hochkant-Zentralmonitor beherbergt ein einfach funktionierendes Infotainment, die Klimafunktionen hat Renault in eine gesonderte Bedieneinheit mit physischen Tasten und Drehknöpfen ausgelagert. Die Lautstärkeregelung erfolgt über einen Audio-Satelliten am Lenkrad, mit dem man sich rasch anfreundet. Wer Apple CarPlay beziehungsweise Android Auto nutzen möchte, braucht dazu allerdings ein Kabel. Kabellos ist das Renault-eigene Easy-Link-System zu nutzen. Analoge Instrumente haben ausgedient, alle Modellvarianten werden mit einem digitalen Tachodisplay ausgeliefert.

Renault Clio

So geht gute Bedienbarkeit: Der Clio kombiniert moderne Digitalisierung mit klassischen Tasten und Knöpfen. Hersteller

Leder kommt dem Clio übrigens nicht mehr über die Türschweller, auch die körpernah geformten und doch komfortablen Sportsitze der Alpine-Version verzichten darauf. Stattdessen beteuert Renault, nachhaltige Materialien mit hohem Recyclat-Anteil verwendet und verbaut zu haben.

Ab mittlerer Ausstattung "Techno" gibt es ein Zugangssystem, das auch insofern schlüssellos ist, als es mit einer sogenannten "Keycard" im Scheckkartenformat kombiniert wird. Das Teil mag schick sein, hat aber den Nachteil, dass sich daran kein Schlüsselanhänger befestigen lässt.

Wie viel Platz er hat:

Zu diesem Punkt ist das zu sagen, was auf die meisten Kleinwagen - pardon: kleinen Kompakten - zutrifft: Vorne sind die räumlichen Verhältnisse richtig gut, wer im Fond mitfährt, muss sich hingegen einschränken. An Ablagen herrscht kein Mangel, nur leider ist keine groß genug, um eine normale Wasserflasche aufnehmen zu können. Dem Hybrid-Clio raubt die Batterie 90 Liter Kofferraumvolumen und das Unterflurfach samt höherverstellbarem Ladeboden. Man muss sich also mit 301 Litern bescheiden, die sich durch Umklappen der 2:1-Rückbanklehnen auf 979 Liter und eine (leicht ansteigende) Ladefläche erweitern lassen.

Die Ladekante ist uns verhältnismäßig hoch erschienen, und weil es keinen konventionellen Griff zum Entriegeln der Heckklappe gibt, gilt es unter deren Rand herumzufingern, was schon mal zu schmutzigen Händen führt.

Renault Clio

Gepäckraum: Die Rücksitzlehnen lassen sich serienmäßig im Verhältnis 2:1 umklappen. Hersteller

Was ihn antreibt:

Die Modellvariante mit dem langen Namen Clio E-Tech Full Hybrid 145 ist die Krone der Schöpfung im Antriebsprogramm. In Expressform ist das Konzept so zu beschreiben, dass ein Vierzylinder-Saugbenziner mit zwei Elektromotoren kooperiert, als Systemleistung ergeben sich 105 kW/143 PS. Die Schaltarbeit übernimmt eine Automatik. Fertig!

Reicht nicht? Gern gehen wir etwas mehr in die Tiefe: Der Vierzylinder-Benziner besitzt einen Hubraum von 1,6 Litern und leistet 69 kW/94 PS. Partner Nummer eins ist der Haupt-Elektromotor mit 36 kW/49 PS. Er ist ins Getriebe integriert, wechselt die Fahrstufen und dient dem Antrieb. Als Partner Nummer zwei wird ein kleinerer Elektromotor mit 15 kW/20 PS tätig, der den Benziner startet und sich um ein ruckfreies Wechselspiel zwischen den Antrieben kümmert. Verwaltet wird die Antriebssteuerung vom kupplungslosen und automatisierten Multi-Mode-Getriebe, das vier Fahrstufen für den Verbrenner- und zwei für den Elektroantrieb bereitstellt.

Schließlich gehört noch eine kleine Lithium-Ionen-Batterie mit 1,2 kWh Kapazität zu den Komponenten des Vollhybridsystems. Geladen wird sie nicht extern mittels Ladekabel, sondern während der Fahrt - entweder über Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) oder vom Verbrenner.

Renault Clio

Teamwork: Der 1,6-l-Vierzylinder-Benziner arbeitet mit zwei Elektromotoren zusammen. Hersteller

Bei niedrigem Tempo kann der Hybrid-Clio rein elektrisch fahren, beim Anfahren tut er das grundsätzlich. Ansonsten ist der Betrieb im seriellen oder parallelen Hybridmodus möglich. Seriell bedeutet, dass der Benziner einen Generator antreibt, der wiederum Strom für den elektrischen Antriebsmotor produziert und den Akku lädt. Parallel heißt, dass Verbrenner und E-Motor gemeinsam die Vorderachse antreiben, beispielsweise bei hoher Leistungsabforderung. Welcher Modus gerade der optimale ist, entscheidet das System selbstständig.

Kurzer Blick auf die Alternativen: Den Renault Clio gibt es auch als handgeschalteten Benziner mit 49 kW/67 PS und 67 kW/91 PS sowie als bivalente, also mit Sprit und Autogas zu betreibende Variante TCe 100 LPG mit 74 kW/100 PS.

Ein rein elektrischer Clio ist nicht zu haben. Diese Rolle übernimmt ab Herbst 2024 der Vollblut-Stromer Renault 5 E-Tech Electric.

Wie er sich fährt:

Der Clio ist keine Sportskanone, aber das verlangt man von einem Kleinwagen schließlich auch gar nicht, zumal das Miteinander durchaus von schwungvoller Fahrfreude geprägt ist. Der elektrische Support sorgt - beispielsweise beim Überholen - für einen Leistungsvorteil, die Beschleunigung erfolgt ohne Trägheit, das Fahrverhalten ist sicher und verlässlich. Holperstellen werden eher straff überrollt, was aber auch mit den 17-Zoll-Rädern des Esprit Alpine zu tun haben mag.

Erfreulich oft bewegt sich der Clio elektrisch, das geschieht vor allem in der Stadt, durchaus aber auch bei maßvollem Landstraßentempo. Doch wenn der Verbrenner eingreift, weicht die leise EV-Geräuschkulisse einer recht kernigen, zumal sich die Multimode-Automatik mitunter erst spät zum Hochschalten entschließt.

Renault Clio: Der Kleinwagen-Klassiker kann auch Vollhybrid

Sehr schön und plakativ sind die Energieflüsse am digitalen Fahrerdisplay abzulesen, das auch den Batteriefüllstand anzeigt. Die Rekuperationsstärke lässt sich über die Fahrstufe "B" bis hin zum One-Pedal-Driving intensivieren, bei dem die Verzögerungswirkung so groß ist, dass es keinen Tritt aufs Bremspedal mehr braucht.

Was er verbraucht:

Innerorts ist es gut möglich, den Kraftstoffkonsum unter fünf Liter zu drücken. Bei zügigem Autobahntempo muss aber mit Werten über sieben Litern gerechnet werden. Im Schnitt sind wir auf 5,7 l/100 km gekommen.

Was er bietet:

Renault bietet den E-Tech Full Hybrid in allen drei für den Clio verfügbaren Ausstattungsvarianten an, als Evolution, Techno und Esprit Alpine mithin. Digitale Instrumententafel, Klimaanlage, Licht- und Regensensor, Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, Tempomat und Verkehrszeichenerkennung sind immer serienmäßig. Beim Techno kommen unter anderem 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, induktives Smartphone-Laden, Smartphone-Integration (Easy Link), Klimaautomatik und Rückfahrkamera hinzu, ebenso wie das Multi-Sense-System, mit dessen Hilfe sich verschiedene Fahrmodi und eine Ambientebeleuchtung einstellen lassen.

Das von uns gefahrene Topmodell Esprit Alpine steigt auf 17-Zoll-Leichtmetallfelgen um und besitzt größere Displays. Darüber hinaus gehören Features wie Klimaautomatik, Adaptivtempomat, Autobahn- und Stauassistent, Fernlichtassistent, Querverkehrs- und Toter-Winkelwarner zum Lieferumfang. Extra zu bezahlen sind etwa das City-Paket Premium (Parkassistent, 360-Grad-Kamera) zu 600 oder das Winterpaket (Sitz- und Lenkradheizung) zu 400 Euro.

Renault Clio

Renault Clio als Vollhybrid: Honda Jazz oder Toyota Yaris arbeiten mit einer vergleichbaren Technik. Hersteller

Was er kostet:

Ab 23.300 Euro. Die Techno-Variante kommt auf 24.400 Euro, für den Esprit Alpine werden 26.700 Euro berechnet.

Was wir meinen:

Der Renault Clio ist ein qualitativ und fahrtechnisch ausgereifter, sehr guter kleiner Kompaktwagen, der Konkurrenten wie VW Polo oder Opel Corsa einen technisch aufwendigen Vollhybrid-Antrieb voraus hat. Auch wenn der Clio E-Tech Full Hybrid immer wieder elektrisch unterwegs ist, bricht er doch keine Verbrauchsrekorde. Wer keine Scheu vorm Selberschalten hat, mag deshalb womöglich lieber auf den 91-PS-Turbobenziner zurückgreifen und bei der Anschaffung 3750 Euro sparen.

Ulla Ellmer

Datenblatt: Renault Clio E-Tech Full Hybrid 145

Antrieb: Otto-Vollhybrid, Multimode-Automatikgetriebe, Frontantrieb

VERBRENNUNGSMOTOR:

Hubraum 1598 ccm

Zylinder 4

Leistung 69 kW/94 PS

HAUPT-ELEKTROMOTOR:

Leistung 36 kW/49 PS

HYBRIDANTRIEB

Systemleistung 105 kW/143 PS bei 5600 U/min

Systemdrehmoment 148 Nm bei 3200 U/min

Batterietyp Lithium-Ionen

Batteriekapazität 1,2 kWh brutto

Höchstgeschwindigkeit 174 km/h

Beschleunigung 0 - 100 km/h 9,3 sec

Normverbrauch WLTP 4,3 l S/100

Testverbrauch 5,7 l/100 km

CO2-Emission 98 - 96 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d-ISC-FCM

Länge 4,05 m

Breite 1,80 ohne, 1,99 m mit Außenspiegeln

Höhe 1,44 m

Sitzplätze 5

Gepäckraum 301 bis 979 l

Tankinhalt 39 l

Leergewicht 1331 kg

zulässiges Gesamtgewicht 1370 kg

Anhängelast 900 kg (gebremst), 665 kg (ungebremst)

Stützlast 63 kg

Dachlast 80 kg

Reifengröße 205/45 R17 88 H XL (Ausstattung Esprit Alpine)

Versicherungs-Typklassen 21 (KH), 21 (TK), 20 (VK)

Grundpreis 23.300 Euro.

Preis des Testwagens 27.700 Euro